Perfektionismus – Wie gehe ich mit dem Leistungsdruck meines Kindes um?
Shownotes
Doris* hat uns geschrieben und gefragt, wie sie ihrem Kind den Druck in der Schule nehmen kann?
Wieso macht mein Kind sich selbst großen Druck? Wie kann ich mein Kind durch den Leistungsdruck von innen und außen begleiten? Welche Emotionen stecken hinter solch einem Druck und dem Wunsch, perfekt zu sein?
*Namen geändert
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Transkript anzeigen
00:00:00:
00:00:01: Untertitel im Auftrag des ZB Herzlich willkommen beim Familienrat mit Katja Saalfrang.
00:00:08: Dem
00:00:08: Familienpodcast von Mit Vergnügen.
00:00:10: Ich bin Katja Saalfrang, Diplompädagogin und Musiktherapeutin in eigener Praxis, Autorin und Mutter von Viersöhlen.
00:00:17: Und ich bin Bob Blume, Lehrer, Bildungsinfluencer, Podcaster und Familienvater.
00:00:22: Wir treffen uns hier jeden Montag und beantworten eure Fragen rund um Erziehung, Beziehung und den Alltag mit Groß und Klein.
00:00:30: Danke fürs Einschalten und viel Spaß mit der heutigen Folge.
00:00:38: Hallo und herzlich willkommen zum Familienrat mit Katja Saalfrank.
00:00:42: Und Bob ist auch da.
00:00:43: Wie schön.
00:00:45: Ich bin auch da.
00:00:45: Ich freue mich sehr.
00:00:47: Freu mich auch sehr.
00:00:48: Hast du dich schon an das neue Kapper gewöhnt?
00:00:50: Äh, ja.
00:00:52: Also gewöhnt ist ja immer die Frage, was heißt das gewöhnt?
00:00:56: Ich habe mich damit ja viel beschäftigt.
00:00:58: Wir haben uns beide damit viel beschäftigt, haben Nuancen rausgearbeitet und ich finde es sehr schön geworden.
00:01:05: Ich freue mich immer so, wenn man an einer Sache die... Ja, vom Inhalt einfach wunderbar ist, dann sich so noch mal ins Außen geht und sich überlegt, wie sieht das aus und so.
00:01:17: Jetzt gab's den Familienrad ja schon sehr lange und jetzt sieht's wirklich anders aus, aber ich hab mich gefreut.
00:01:22: Ich hab irgendwie das Gefühl, das ist zumindest in meiner Beurteilung so, dass das sehr zugewandt ist.
00:01:28: Ich hoffe, dass das den Zuhörerinnen genauso geht.
00:01:30: Zugewandt in Bezug
00:01:32: auf die
00:01:33: Themen, auf das Bild.
00:01:34: Auf das Bild erst mal, ja.
00:01:35: Und dass das ... Funktioniert, das zeigen ja die vielen Fragen, die wir bekommen haben an familienratetmitvergnügen.com.
00:01:44: Da kommt ja unglaublich viel unterschiedliches rein und das ist wirklich so, dass ich mich da jedes Mal freue, weil wir ja gerade auch in der Zeit leben, wo ich glaube allen klar ist, dass Erziehung und Beziehung eine ganz wahnsinnig wichtige Rolle spielt, auch für spätere Haltungen der Kinder und Jugendliche und später auch Erwachsener.
00:02:05: Ja, klar.
00:02:06: Also die späteren Haltung werden ja in der Kindheit und Jugend geprägt, zumindest ja.
00:02:11: Ja,
00:02:12: wir haben es heute mit einem Thema zu tun, das mich ehrlich gesagt auch jahrelang begleitet hat, dass ich aber irgendwann abgelegt habe, den Perfektionismus.
00:02:23: Bevor ich vorlese, was wir hier bekommen haben, vielleicht die Frage an dich hast oder hattest du auch Ein Perfektionismus, der, sagen wir mal, problematisch ist, weil man kann ja auch perfektionistisch sein und das kann durchaus gute Auswirkungen haben.
00:02:42: Perfektionismus.
00:02:44: Also Perfektionismus in Bezug auf was?
00:02:46: In Bezug auf das, was ich tue oder in Bezug auf das, wie ich bin?
00:02:52: In Bezug auf das, was du tust.
00:02:53: In Bezug auf das, was ich tue.
00:02:59: Dann kommt es wieder drauf an.
00:03:01: Es ist etwas, was ich tun muss, weil es von mir erwartet wird.
00:03:03: Jetzt denke ich so an die Schulzeit und Leistungen und so weiter.
00:03:07: Oder auch, wenn man Arbeitgeber, Arbeitgeberin hat und angestellt ist und da ja auch Erwartungen mit einhergehen, die man zwar vereinbart hat vielleicht auch, aber die sich dann nochmal anders anfühlen, wenn man in dem Verhältnis ist.
00:03:19: Oder eben Erwartungen, die ja gar niemand sozusagen hat, sondern jetzt in meiner jetzigen Arbeit geht es ja so darum, dass ich ein bestimmtes Ziel habe in den Beratungen zum Beispiel, oder dass wir gemeinsam Ziele festlegen.
00:03:33: Und ich glaube, dass ich da nicht sehr perfektionistisch bin, in dem Sinne, den du gerade ansprichst, weil, also ich gebe ja auch eine Beraterausbildung, die startet im September immer und jetzt sind wir gerade so am Ende.
00:03:48: Also es geht immer über anderthalb Jahre und jetzt steht das letzte Praxiswochenende an für die Berater und Beraterinnen.
00:03:54: Und da ist diese Frage also nach der Erwartung jemand kommt zu dir in den Raum und du bist Beraterin.
00:04:02: Das sind also oft Menschen, die entweder einen Quereinstieg machen oder die die Ausbildung sozusagen erweitern zu der Arbeit, die sie jetzt sowieso schon machen, nochmal mit einem Schwerpunkt draufsetzen.
00:04:12: Und dann ist die Ausbildung so strukturiert, dass wir sozusagen auch eine Identität mit in diese Ausbildung reinnehmen.
00:04:20: Also ich bin dann eben auch Berater, Beraterin.
00:04:23: Was bedeutet das?
00:04:24: Und Ganz häufig ist es eben so, dass die Teilnehmenden das Gefühl haben, sie müssten ganz viel geben.
00:04:31: Und es wird dann so, also da kommt dann jemand, der hat eine Frage und dann schadet man so innerlich schon mit den Hufen und denkt, ja, dazu weiß ich ganz viel und da kann ich dir eine ganze Menge sagen und ich versuche immer dazu entschleunigen und nochmal einen Schritt zurückzugehen und nochmal zu gucken, nur weil ich jetzt einen Gedanken habe, der vielleicht aus meiner Sicht hilfreich sein könnte, weiß ich ja noch gar nicht, was die Frage ist, das anderen.
00:04:54: Und deswegen ist mein Perfektionismus eher so orientiert.
00:04:59: Also es perfekt könnte auch eine Stunde sein, wo ich hinterher rausgehe und denke, was war das denn?
00:05:05: Wir sind ja gar nicht da gelandet, wo wir sonst landen oder wo ich dachte, dass wir landen.
00:05:10: Also und da eher so ein Erstaunen zu haben, weil meine Erfahrung ist, dass eben Prozesse oft auch Umwege brauchen und dass eigentlich das, was sich zeigt im Kontakt und in der Beratung eigentlich immer genau richtig ist.
00:05:22: Ich meine, das ist ein fantastischer Punkt, denn letzten Endes ist genau das, was du gerade sagst, auch im Zusammenhang mit meinen zum Beispiel Vorträgen und den Gesprächen danach immer ein ganz zentraler Punkt, dass Umwege, die nicht eingeplant sind, auch dazu führen, dass man selber wächst, dass man sich entwickelt und dass man vielleicht sich annähert an einen Punkt, in dem man dann zufriedener ist, obwohl ich sagen würde, dass das wenig mit Perfektionismus zu tun hat.
00:05:49: Ich glaube, da gibt es eine Unterscheidung.
00:05:51: Wir können uns ja mal angucken, was Doris dazu fragt.
00:05:54: Wer
00:05:54: warte noch einer Ergänzung, weil du den Umweg nochmal ansprichst, ja?
00:05:57: Wenn ich mit Menschen arbeite, dann geht es ja auch oft um richtig oder falsch.
00:06:02: Handle ich richtig oder falsch in der Erziehung, in der Beziehung?
00:06:04: Was wäre jetzt die richtige Reaktion?
00:06:07: Und ich... hab da eben auch für mich dieses Bild entwickelt und das ist das Schöne, weil das hat mit Schule kannst du ja ein Strich drunter machen an vielen Stellen in Mathematik oder so und kannst sagen, das ist ein falsches Ergebnis in dem System, in dem das eigentlich erwartet wird.
00:06:21: Bei Beziehung ist es eben so, dass es im Grunde keine Fehler gibt, sondern es gibt nur Umwege.
00:06:26: Und Umwege erhöhen die Ortskenntnis.
00:06:28: Und das ist so schön, dass man da sozusagen in so einen Entwicklungsraum irgendwie gehen kann.
00:06:32: Und da eben, wenn wir diese Reiseweg haben, dieses Bild, das ich immer habe von dem Waldweg, und wir gehen eben nicht straight on, sondern ... Es macht erforderlich, dass wir jetzt hier kurz eine Schleife machen, aber diese Schleife wirkt erst mal, wie.
00:06:46: wir haben den Weg verlassen und vielleicht fühlt sich es erst mal sonderbar an.
00:06:49: und hinterher, wenn wir dann am Ende des Weges sind oder in der Teilstrecke sind, merken wir, das war eigentlich sinnvoll, weil ich habe was erfahren.
00:06:56: Also im Grunde genommen rennst du bei mir gerade deshalb offene Türen ein, weil... ich genau das hier am Schulsystem auch problematisch finde, dass man sozusagen das Urteil fällt über den Ausgang von etwas dessen Weg nicht klar ist.
00:07:10: Also das, was so Prozessorientierung heißt, da hinzuschauen, wo gelernt wird, ohne dass zwangsläufig eine standardisierte Form von Abprüfung stattfindet.
00:07:21: Das ist was da beschäftige ich mich sehr lange mit.
00:07:24: Das wird in meinem neuen Buch quasi der Mittelpunkt sein.
00:07:27: Wie können wir es schaffen?
00:07:28: Das Schulsystem eben so... zu ändern, dass diese Umwege, die du gerade als Beispiel gesagt hast, Bestandteil von Bildung sind.
00:07:37: Eben das ist ja immer das Thema, dass es so vorgegeben ist.
00:07:40: Also die größten Konflikte, bei den Hausaufgaben hatte ich als Mutter, weil die Kinder gesagt haben, das hat aber Frau Maier anders erklärt, wir müssen das so machen.
00:07:49: Jetzt gucken
00:07:50: wir mal.
00:07:51: Genau, Doris hat uns geschrieben an die Mail-Familienrat Ed.
00:07:57: Mit Vergnügenpunkt kommen und Doris fragt.
00:08:00: Hallo zusammen.
00:08:01: Meine Tochter ist zehn Jahre alt und besucht die fünfte Klasse im Gymnasium.
00:08:05: Sie geht gerne in die Schule, ist jedoch perfektionistisch.
00:08:08: Sie will überall Bestleistungen erzielen und ist nur zufrieden, wenn sie alles mit eins besteht.
00:08:14: Bisher hat das auch geklappt.
00:08:15: In Deutsch wurde sie bei der letzten Schularbeit aber mit einer zwei bewertet und beim Diktat gar mit einer drei.
00:08:22: Seitdem ist sie völlig verzweifelt, gestresst und setzt sich selbst sehr unter Druck, um bei der nächsten Deutscharbeit wieder besser abzuschneiden.
00:08:29: Folgendes haben wir versucht, um sie zu beschwichtigen.
00:08:32: Wir haben ihr unsere mittelmäßigen Zeugnisse gezeigt.
00:08:35: Wir haben ihr gesagt, dass es unrealistisch ist, die ganze Schullaufbahn immer alles auf eins zu haben.
00:08:41: Wir haben gesagt, dass eine Note nichts über sie als Person aussagt und sie immer noch der fantastische Mensch ist, der sie nun einmal ist.
00:08:49: Das hat ihr den Druck jedoch nicht genommen.
00:08:51: Ihre größte Angst wäre eine Zwei im Zeugnis und dass sie dies dann sagen müssten, wenn Freunde oder Großeltern nach den Zeugnisnoten fragen würden.
00:09:00: Sie würde sich dann wertlos und schlecht fühlen.
00:09:02: Ich wünsche mir für meine Tochter, dass sie gelassener wird und mit sich selbst im Frieden ist.
00:09:07: Wie kann ich das erreichen?
00:09:08: Bisher rede ich scheinbar gegen eine Wand.
00:09:11: Vielen Dank und liebe Grüße.
00:09:13: Doris und dieser Name ist natürlich wie immer verändert von uns.
00:09:20: Ja, also wir sind ja eigentlich schon mitten im Thema gewesen.
00:09:23: Es geht hier um Leistungen und es geht um Erwartungen von außen oder auch von sich selbst an sich selbst.
00:09:31: Ja, mir fallen dazu einige Sachen ein.
00:09:34: Und es geht um diese ewigen Noten.
00:09:38: Muss man ja auch sagen, die sind sehr eng mit diesen Erwartungen verknüpft, hast du schon gesagt.
00:09:41: Aber das ist ja ein ganz wichtiger Punkt.
00:09:44: Ja, und es geht letztlich auch ein Stück darum, mit was die Noten verknüpft sind.
00:09:50: Nämlich die Schule ist ja ein System, wo die Kinder Anpassung, Zugehörigkeit und Zuwendung auch über diese Noten.
00:10:00: erleben.
00:10:02: Also, dass sozusagen diese Bewertung, ich bin ein guter Schüler, ich bin ein schlechter Schüler, das ist ja auch etwas, was dann auf die Kinder zukommt.
00:10:10: Vorher wurden sie, wenn es gut läuft, nicht über ihre Leistung bewertet und das ist ja auch etwas, wenn wir in die Welt kommen, geht es ja erstmal darum.
00:10:18: eine Beziehung zu erfahren, wo ich geliebt bin, wo ich angenommen bin und zwar um meiner Selbstwillen und nicht, weil ich eine Leistung vollbracht habe.
00:10:27: Und ich meine, die Welt ist voll von Menschen, die das Gefühl haben, ich muss erst eine Leistung bringen, bevor ich okay bin.
00:10:34: Also du hast total Recht und ich bin sehr gespannt, was du auch dazu sagst, was mir nur jetzt direkt einfällt und was, weil es so mein Thema ist, ich gerne auch nochmal sagen möchte, weil ich oftmals sogar auch von Menschen aus der Bildungspolitik höre Noten sind wichtig, weil Leistung.
00:10:51: Einfach nur als Aussage von mir, Leistung und Noten sind ja auch nicht dasselbe.
00:10:55: Man kann zum Beispiel eine tolle Leistung bringen, indem man sich stark verbessert im eigenen Tun und trotzdem noch eine schlechte in Anführungsstrichen oder nicht so gute Ziffer dafür bekommen.
00:11:06: Also ich glaube, aus meiner Sicht ist es zumindest so, dass wir auch davon wegkommen müssen.
00:11:10: Leistung anhand von standardisierten Ziffern zu betrachten.
00:11:14: Aber das macht Doris ja zumindest auch, wenn sie sagt, dass es nichts über sie als Person aussagt.
00:11:20: Da kenne ich viele Lehrkräfte, die das auch immer wieder wiederholen.
00:11:23: Letzten Endes steht es aber dann natürlich unter so einer Arbeit drunter.
00:11:26: ersten
00:11:28: steht es unter so einer Arbeit runter und zweitens ist es ja so, dass es eine ganze Weile dauert bei in unserer Entwicklung, bis wir davon uns abstrahieren können.
00:11:35: Also, dass wir uns nicht bewertet fühlen als Mensch, wenn jemand eine Handlung von uns einordnet.
00:11:43: Das ist ein Differenzierungsprozess, also zu abstrahieren, dass etwas, was ich tue, nicht ich bin, sondern ich habe das getan und ich kann das auch verändern.
00:11:53: Und viele auch Erwachsene fühlen sich ja oft kritisiert, weil auch dieser Unterschied schlecht spürbar ist für Sie.
00:11:59: Ich möchte gerne was nachfragen, Katja.
00:12:01: Wir haben ja gerade schon über Perfektionismus geredet.
00:12:04: Da hatten wir den Brief aber noch nicht vorgelesen.
00:12:06: Bei mir war es zum Beispiel so, ich erinnere mich daran in der achten Klasse, habe ich damals einen Referat halten müssen, das ausgearbeitet werden musste.
00:12:13: Ich habe das noch selbst geschrieben über John F. Kennedy und dann habe ich eine ganze Seite geschrieben und da war ein Buchstabe oder ein Wort.
00:12:22: Irgendwie nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.
00:12:25: Und dann habe ich das ganze Blatt zacknült, weggeworfen und alles noch mal geschrieben.
00:12:29: Einmal habe ich sogar einen Wort dann ausgeschnitten und da drunter dann drauf geklebt.
00:12:34: Und das war etwas, wo ich im Hinterkopf hatte, das ist Perfektionismus.
00:12:39: Hier weiß ich gar nicht genau, ob... also ich weiß, was Doris meint, so ist es nicht, aber ich bin mir gar nicht sicher, ob das perfektionistisch ist oder ob... nicht viel mehr.
00:12:50: dieser Wunsch nach Bestleistungen in einem ganz anderen Bereich fällt als Perfektionismus.
00:12:57: Du meinst, dass es eher was Emotionales ist oder was meinst du mit Bereich?
00:13:03: Ich meine damit perfektionistisch zu sein.
00:13:06: Bei mir, wie zum Beispiel in dem Beispiel bedeutet, etwas, was ich tue, muss einer Vorstellung entsprechend an der es nichts zu rütteln gibt.
00:13:17: Aber Perfektionismus im Bezug auf das, was am Ende rauskommt, also eine Note.
00:13:23: Ich weiß nicht, ist das Perfektionismus oder ist das eher, wie gesagt, so eine sehr hohe Erwartungshaltung an sich selbst, die eben geknüpft ist an die Ziffer.
00:13:34: Ich bin mir unsicher, ob man das dann Perfektionismus
00:13:37: nennen kann.
00:13:37: Also ich weiß auch, was Doris meint und sie hat schon das Gefühl ja, dass sie perfekt sein sollte und perfekt ist eins.
00:13:45: Also sie hat für sich den Referenzpunkt irgendwie festgelegt.
00:13:50: Eins ist eben sehr gut und sie möchte das daran anpassen, sich und ihre Erwartung.
00:13:56: Also deswegen, ich glaube, Perfektionismus hat ja auch bestimmte Facetten
00:14:01: und
00:14:02: vielleicht könnte man es auch anders nennen.
00:14:04: Also sie hat einfach einen wahnsinnigen Leistungsdruck.
00:14:08: Das
00:14:08: ist vielleicht das auch, was du meinst.
00:14:10: Aber dieser Leistungsdruck ist ja dann letztlich auch Ausdruck von Perfektionismus und das Gefühl zu haben, ich bin nicht perfekt, wenn ich die Leistung nicht mit eins bewertet bekomme.
00:14:22: Ja, wir gucken mal, was wir vielleicht Doris an Impulsen mitgeben können.
00:14:27: Was ich erst mal sagen möchte ist, dass ich glaube, dass es eine hohe Erwartung auch ist an Kinder.
00:14:35: In diesem System ... von einer Form von Perfektionismus loszulassen.
00:14:40: Absolut.
00:14:41: Ja, weil wir haben ja auch eine Erwachsenenwelt, in der das total herrscht.
00:14:45: Also in der Referenzpunkte wie ein hohes Gehalt oder ein guter Arbeit, die mich erfüllt oder so, die sinnstiftend ist.
00:14:52: Und wir haben einen System, wir haben schon öfter hier drüber gesprochen, ein Schulsystem, das ja sehr früh selektiert und eben sehr früh auch Kindern sozusagen ein Feedback gibt.
00:15:01: Und wir haben, das finde ich als vielleicht noch ergänzenden Gedanken ganz wichtig, war mir vorher nicht so klar.
00:15:07: Ich weiß leider nicht mehr, wer es gesagt hat, wir leben in einer Welt der ständig verfügbaren Vergleichbarkeit.
00:15:14: Und diese Vergleichbarkeit, die wird durch Noten dann natürlich auch nochmal zusätzlich forciert.
00:15:19: Und dann ist es aber nicht nur eben die Note, sondern man kann ja dauernd sehen, der ist vermeintlich hübscher, schöner, intelligenter, größer, stärker oder was auch immer.
00:15:30: Ja, die Vergleichbarkeit ist jetzt hier gerade, glaube ich, nicht so.
00:15:34: Es wird jetzt hier nicht beschrieben, sondern es geht eher um eine eigene Erwartung und die Frage, wo kommt die eigentlich her?
00:15:41: Also, ich kann Doris gut nachvollziehen.
00:15:43: Ich glaube, es gibt jetzt unterschiedliche Ebenen, auf der man sich das Ganze nochmal angucken kann.
00:15:48: Erstmal ist die Tochter von Doris zehn Jahre.
00:15:51: Das ist noch nicht so weit fortgeschritten.
00:15:54: Und ich finde es erst mal nachvollziehbar, dass da Leistungsstress entsteht.
00:15:58: Also sie ist ja auch, also fünfte Klasse, Gymnasium, jetzt weiß ich nicht, wo die...
00:16:02: Es ist relativ wahrscheinlich, dass es gerade das erste Jahr im Gymnasium ist.
00:16:11: Genau, also in Berlin ist es ja so, dass man erst ab der siebten Klasse dann aufs Gymnasium kommt und in allen anderen Bundesländern ist es so, dass man ab der fünften, also nach der vierten Klasse wechselt, genau.
00:16:22: Und ich habe, lebt es auch eben häufig, dann bei Schuleinführungsgesprächen oder so, dass dann auch schon gesagt wird, ja, du warst vielleicht in der Grundschule gut, aber jetzt werden erst mal, wirst du dich einordnen in was anderes, also das habe ich bei meinen Kindern mitbekommen, dass das so erzählt wurde.
00:16:36: Und dass auf dem Gymnasium eben auch ein hoher Leistungsdruck oder auf dem Gymnasium hoher Leistungsdruck herrscht.
00:16:43: Insofern will ich noch mal sagen, dass das erst mal vielleicht auch ein, also es wird so feststellen.
00:16:48: dass eben die Tochter von Doris jetzt gerade unter Leistungsdruck steht.
00:16:52: Und Doris hat das Gefühl, sie redet gegen eine Wand.
00:16:56: Ja, das gibt mir jetzt so ein bisschen den Hinweis darauf, dass sie sehr viel redet und dass sie auch ihrer Tochter das so ein bisschen ausreden möchte vielleicht.
00:17:03: Das ist dahin.
00:17:05: dass sie da sehr viel über den Kopf macht, sehr viel über die Kognition.
00:17:09: Also wir haben ihr Zeugnisse gezeigt, wir haben gesagt, dass es unrealistisch ist.
00:17:13: Wir haben gesagt, dass sie die Note nichts aussagt und so weiter.
00:17:17: Und das sind auch sicher alles wichtige Sätze.
00:17:19: Die Frage ist auch, mit welcher Energie das stattfindet.
00:17:22: Also Doris ist ja sehr besorgt.
00:17:23: Das heißt, da ist auch eine hohe Erregung im System bei ihr drin.
00:17:27: Das könnte auch so was wie ein Ping-Pong dann wieder sein.
00:17:30: Und was ich eben wichtig finde, ist, noch mal sich klar zu machen, dass das eben jeder Mensch nur selbst für sich rausfinden kann.
00:17:39: Also sie kann das sagen ihrer Tochter und das sind vielleicht auch alles wichtige Sätze.
00:17:44: Und gleichzeitig sind das ja Anstöße.
00:17:47: Also ich sehe jetzt das Zeugnis, das sehe ich und das ist eine kognitive Leistung, das zu sehen.
00:17:52: Aber jetzt dann in Perspektivwechsel zu kommen und zu verstehen, aha, guck mal, Mama hatte... auch mal eine Note, die jetzt nicht eins war oder vielleicht sogar in einem ganz anderen Bereich war.
00:18:03: Und trotzdem ist Mama heute erfolgreich.
00:18:04: Das ist ja eine große, kognitive Leistung, die da letztlich stattfinden muss.
00:18:08: Ja, und es ist eine Rationalisierung, die du hast gerade eben über Abstraktion gesprochen, die ja sehr schwer ist, übrigens auch für Erwachsener, also sozusagen etwas zu hören.
00:18:21: einfließen zu lassen in die eigene Gedankenwelt und dann sogar in die eigene Tätigkeit zu übertragen.
00:18:28: Das ist viel verlangt.
00:18:30: Ja, das ist viel verlangt.
00:18:31: Was ich damit sagen will, ist, dass es gar nicht verkehrt ist, das zu machen und vielleicht trotzdem nochmal der Gedanke, dass nicht so viel Energie dabei ist und nicht so viel Zielorientierung.
00:18:40: Also wenn wir diese Aspekte nutzen, dann wäre es gut, wenn wir da nicht so viel Energie sozusagen reingeben oder die Erwartung auch haben, dass dann danach das Kind sagt, ah, okay, vielen Dank, dass du es mir gesagt hast, jetzt bin ich natürlich viel entspannter.
00:18:55: Ja, das ist eine hohe Transferleistung und das wird einfach dauern.
00:19:00: Und dazu kommt eben, deswegen habe ich es nochmal so betont, dass sie gerade erst in dieses System reingekommen ist, in dieses Leistungssystem auch das Gymnasium ist vermutlich.
00:19:09: Ja, fünfte Klasse Gymnasium heißt ja, dass gerade der Wetzel stattgefunden hat.
00:19:13: Und ich würde gerne noch mal auf die emotionale Ebene gehen.
00:19:16: Also das, was ja jetzt eigentlich die Tochter von Doris regulieren muss, sind ja starke Gefühle, die zwar entstanden sind im Spannungsfeld einer Erwartung, einer eigenen Erwartung, aber die da trotzdem da sind.
00:19:29: Also Trauer darüber, dass ich was anderes erwartet habe oder dass ich etwas nicht geschafft habe, so wie ich es mir vorgenommen habe.
00:19:36: Schmerz darüber und vielleicht auch eine Angst.
00:19:41: Ich könnte mir vorstellen, dass zusätzlich zu diesen Dingen, die sozusagen über die Kognition laufen, Zeugnisse zeigen und nochmal deutlich sagen auch, dass es mit der Persönlichkeit nichts zu tun hat, dass es nichts verändert.
00:19:53: Ebenes auch wichtig wäre tatsächlich nochmal näher, an unseren Kindern dran zu sein und eher diese Gefühle zu begleiten.
00:20:00: Also... Was genau macht dich daran so traurig?
00:20:04: Also, sie ist völlig verzweifelt, sie ist gestresst, setzt sich selbst ja unter Druck.
00:20:09: Sie will wieder besser abschneiden.
00:20:11: Das ist ja erst mal ein schönes Ziel.
00:20:12: Und dann ist die Frage, was braucht sie denn dafür?
00:20:15: Können wir uns das noch mal angucken?
00:20:17: Und ich hab hier auch noch, also ich hab Trauerschmerz und Angst aufgeschrieben.
00:20:21: Wenn man im Stress ist, dann ist das System in einer hohen Erregung.
00:20:24: Also es scheint eine Angst zu geben.
00:20:26: Und eine Frage von Doris an ihre Tochter könnte sein, was ist denn deine Befürchtung?
00:20:32: Einfach, um das nochmal so ein bisschen auch konkreter zu machen.
00:20:36: Weil ein Druck, wo kommt der her?
00:20:39: Um mehr zu erfahren, nicht erstmal direkt um ihn zu nehmen, also um ihn wegzunehmen, sondern erstmal nur zu hören, was ist denn die Befürchtung?
00:20:47: Und dann erfahren wir mehr nochmal über das, was bei der Tochter zum Beispiel gerade stattfindet.
00:20:54: Und vielleicht auch, also was mir auch nochmal einfällt, ist so ein Verständnis zu haben.
00:21:00: Also das finde ich auch noch mal so wichtig, weil sie will ja in einer neuen Gruppe, in einer neuen Umgebung mit neuen Bezugspersonen irgendwie gut ankommen.
00:21:09: Und ich glaube schon, dass Lehrerinnen und Lehrer ja auch den Wunsch haben, auch wenn der vielleicht nicht immer ausgesprochen ist, aber der ist ja da, weil es ja auch so was wie ein Spiegel ist von dem, von dem, was ich leere, dass es alle irgendwie mit dem Stoff gut zurechtkommen und dass da alle von profitieren.
00:21:31: Und das heißt, dieser Wunsch von dem Mädchen jetzt in der Klasse anzukommen, ist wahrscheinlich gekoppelt sozusagen an dieses, an dieser Eins oder an diesem Bereich, in diesem sehr gut mit drin zu sein.
00:21:44: Und da auch mal mal ein Verständnis zu haben, also sagen, die ist das ganz wichtig, dass du dazugehörst und dass du sichtbar wirst mit etwas, was du gut kannst.
00:21:56: Hättest du nicht nach... dem Trauerschmerz und der Angst und der Frage nach der Befürchtung, wärst du jetzt nicht ins Verständnis gekommen, hätte ich genau das gesagt und hätte dich quasi selber zitiert, denn du schreibst das ja auch in deinem Buch jetzt, dass man vielleicht geradezu, vielleicht nicht, wie man das mit kleineren Kindern macht, aber in so einen Spiegel auch erst mal geht und versucht in eine Nachvollziehbarkeit zu kommen.
00:22:20: Das ist ja alles, was das Verständnis sagt, weil wenn man sofort hingeht und sagt,
00:22:25: Eine Lösung präsentiert.
00:22:26: Entweder eine Lösung präsentiert oder sagen, ja, du hast eine Dreis, nicht so schlimm, guck mal, Papa.
00:22:30: Und ich war noch schlechter oder war auch nicht so gut.
00:22:33: Dann kann es vielleicht sein, dass man die Tatsache der emotionalen Verbindung zu ebenso einer zwei gar nicht so anerkennt.
00:22:42: Und vielleicht muss man auch erst mal da anerkennen.
00:22:44: Und dann vielleicht, wie du es gesagt hast, im nächsten Schritt dahinter kommen erst mal.
00:22:49: Warum eigentlich?
00:22:50: Weil das war ja gerade auch eine These von dir.
00:22:53: Die Vermutung ist auch vielleicht auch mit ankommen zu tun.
00:22:56: Und aus meiner Erfahrung als Lehrer kann ich auch ganz klar sagen, dass diese Zeit in einer neuen Schule auch im Gymnasium Ja, sehr, sehr stark geprägt ist eben von solchen wirklich manchmal überwältigenden neuen Adaptionsprozessen.
00:23:13: Es gibt ganz viele Kinder, die erst mal die Schule sehr groß finden.
00:23:17: Dann ist es eine neue Zusammensetzung.
00:23:19: Dann sind die Lehrer unterschiedlich.
00:23:20: Dann sind die Erwartungen groß.
00:23:22: Ja, genau.
00:23:23: Und was Noten suggerieren.
00:23:27: Übrigens würde ich auch grundsätzlich sagen, dass suggerieren sie auch in dem Außen, selbst wenn sie gut sind.
00:23:33: Das ist ja etwas, an das man sich festhalten kann, weil es scheinbar so konkret ist.
00:23:39: Also ich kann als zehn Jahre altes Kind schlecht sagen, die sozialen Gefüge sind für mich gerade problematisch.
00:23:49: Aber was ich sagen kann, ist, da ist eigentlich nur eins.
00:23:51: Und wenn ich nur eins habe, bin ich damit sicher.
00:23:53: Und wenn da eine zwei steht, bin ich plötzlich unsicher in dem, was ich eigentlich ... Scheinbar kontrollieren kann und jetzt plötzlich doch nicht mehr kontrollieren.
00:24:00: Genau, und ich verliere Kontrolle.
00:24:03: Alles das, was ich bin, findet ja trotzdem auch im Spiegel der Klasse statt.
00:24:07: Also Verhältnis zu dem, mit wem ich da in der Klasse bin.
00:24:11: Du hast eben noch mal was Wichtiges gesagt, weil hier steht, folgendes haben wir versucht, um sie zu beschwichtigen.
00:24:18: Also auch dieses Beschwichtigen.
00:24:20: Du hast dann so den Satz gesagt, der jetzt hier so ein bisschen mitschwingt, aber der nicht explizit ausgesprochen ist, es ist nicht so schlimm.
00:24:27: Ja, und das finde ich auch etwas, also da merkt man nochmal diesen Raum der Anerkennung und der Raum der Nachvollziehbarkeit und der Raum, um den es eigentlich geht.
00:24:35: Weil es kann sein, dass für uns die Dinge, die die Kinder für sie gerade belastend empfinden, nicht schlimm sind.
00:24:42: Aber wenn du dir wehgetan hast und du hast einen Schmerz und jemand kommt und sagt, ist doch gar nicht schlimm, dann hörst du eigentlich nur, dass der andere dich nicht versteht.
00:24:53: Und es geht nicht um deinen Schmerz.
00:24:56: Was mir total wichtig ist, zu betonen, ist, und ich hoffe, das wird jetzt klar, dass die Haltung, du bist nicht deine Note von Doris, grundsätzlich super ist.
00:25:06: Absolut, ja.
00:25:07: Die Haltung ist,
00:25:08: hab ich auch
00:25:09: schon gesagt.
00:25:10: Aber nicht sozusagen eben nicht in diesem, zwangsläufig in diesem ausgesprochenen.
00:25:14: Ich kenne das in der anderen Richtung, dass Leute das noch verstärken.
00:25:16: Wenn du die gute Note bringst, dann gibt es noch Geld und so.
00:25:19: Und das ist aus meiner Sicht das Schlimmste, was man in Bezug auf Lernen machen kann.
00:25:23: Denn wir müssen uns ja immer wieder Und zusammen mit den Kindern auch die Frage stellen, worum geht's denn eigentlich?
00:25:30: Worum geht's an diesem Ort?
00:25:32: Worum geht's zu Hause?
00:25:34: Es geht eigentlich darum, sich selber weiterzuentwickeln.
00:25:37: Und das ist natürlich ein Riesengedanke auch für Kinder.
00:25:39: Aber worum es genau nicht gibt für Lehrer auch?
00:25:42: Ja klar, sonst würde ich nicht seit zehn Jahren darüber sprechen und schreiben.
00:25:46: Aber es geht eben nicht darum, immer nur auf die Ziffern zu schauen.
00:25:51: Und das vielleicht jetzt auch als kleiner.
00:25:54: Wir haben gerade eben gesagt, es gibt auch Impulse.
00:25:56: Ich würde Doris auch wirklich auch gerne sagen, dass sie absolut nicht alleine ist und dass das wirklich auch systemisch bedingt ist.
00:26:05: Es ist ein System, in dem diese Noten eben auch so Manchmal sogar das goldene Kalb sind, um das rumgetanzt wird und da sozusagen dann das Korrektiv zu sein, ist gar nicht so einfach für ein Kind, was eben mitbekommt.
00:26:21: Da wird dauernd drüber gesprochen und was hast du und was habe ich?
00:26:25: und so weiter.
00:26:25: Na ja und die, wie du es schon sagst, Vergleichbarkeit.
00:26:29: und eben auch Zugehörigkeiten.
00:26:30: Und also es wird ja nicht nur drum herumgetanzt wie ein goldenes Kalb, sondern es ist ja auch, also Noten sind Bedeutung etwas.
00:26:36: Und wenn wir jetzt die Bedeutung rausnehmen von den Noten, dann wird es für Kinder ja auch wieder schwierig.
00:26:43: Also insofern, ich fände wichtig, das eine zu machen.
00:26:47: Also das ist ja sehr kognitiv, wenn ich beschwichtige und sage etwas.
00:26:53: Und ich glaube, es wäre noch mal wichtig, dass auch du hast vorhin die Hilflosigkeit angesprochen, also Kontrollverlust.
00:27:01: Ich kann das nicht gut steuern oder ich kenne mich auch in dem Bereich noch nicht so gut und werde unsicher.
00:27:06: Was kann ich denn tun?
00:27:08: Um jetzt zum Beispiel von der drei auf eine zwei zu kommen, das nächste Mal.
00:27:13: Also das heißt, spätestens im Gymnasium geht es ja dann auch ein Stück darum, sich mit den Kindern an den Rand zu setzen vom Spielfeld und nicht mehr.
00:27:24: Wir sind nicht mehr so mit auf dem Spielfeld, sondern die Kinder haben sozusagen ihr eigenes Feld, wo sie sich beweisen und bewähren.
00:27:31: Und wir sind quasi wie so ein Fußballcoach, der mit ihnen auf der Tribüne sitzt und der auf diese Tribüne runter guckt und sich von den Kindern das Spiel erklären lässt.
00:27:40: Und jetzt könnte man symbolisch sagen, die Tochter von Doris hat versucht, ein Tor zu schießen und hat das Tor nicht hinbekommen.
00:27:47: So, und jetzt ist sie frustriert.
00:27:49: Und jetzt verstehe ich erstmal den Coach, die Coaching, die irgendwie sagt, ja, aber so schlimm ist es ja nicht.
00:27:53: Und trotzdem für den Schützen, für die Torschütze ist es schlimm, weil sie hatte eine andere Erwartung.
00:28:00: Und jetzt wäre es eben gut.
00:28:01: das erstmal anzuerkennen und zu sagen, ja, das tut mir leid, das ist total doof, wenn man sich was vorgenommen hat und es irgendwie nicht geschafft hat und was ist in deine Befürchtung, ja, in dem Fußballbild könnte man jetzt sagen, ich werde vielleicht nicht mehr aufgestellt oder alle lachen über mich oder ich gehöre nicht mehr zur Gruppe, dann kann man darüber sprechen und das ist ein wichtiger Raum, dann auch über diese Gefühle zu sprechen und über die Ängste, über die Befürchtung.
00:28:23: Und was man eben auch machen könnte, ist, dass man quasi wie in Zeitlupe noch mal guckt, wie hast du dich vorbereitet.
00:28:29: Ja, was genau war denn da?
00:28:31: Was war die Aufgabe?
00:28:32: Also ist man sozusagen ein bisschen sachlich damit sich beschäftigt und auch ein Verständnis dafür erlangt, dass die Kinder selbst das Gefühl haben, sie verstehen jetzt, was sie anders machen können.
00:28:43: nochmal.
00:28:44: Und das finde ich aber ganz wahnsinnig zentral, weil du gerade was gesagt hast, so was könnte ich machen, um... Als erstes hast du gesagt, was könnte ich denn machen, um von der drei auf die zwei zu kommen?
00:28:57: Wenn das die Erwartungshaltung ist.
00:28:59: Da wollte ich schon sagen, kannst du gar nichts machen.
00:29:03: Du kannst nichts machen, weil du weder weißt, also das ist eine Zahl, du kannst, sondern du kannst, und das hast du jetzt gerade gesagt, das finde ich super, den Fokus verschieben und sagen, was hat denn schon gut geklappt?
00:29:15: Also du kannst übrigens als Eltern auch den Fokus verschieben, indem du sozusagen die, du musst die Bedeutung nicht aus der Note rausnehmen, hast du selber gesagt, die bedeuten etwas, aber du kannst sagen, okay, jetzt hast du was gesagt und bist traurig, verstehe, dass du traurig bist.
00:29:28: Was hat denn schon gut geklappt?
00:29:29: Und was hat nicht so gut geklappt?
00:29:31: Und wie können wir denn gucken, dass das, was nicht so gut geklappt hat, das nächste mal besser klappt?
00:29:35: Denn wenn das passiert, dann ist ja zumindest die Möglichkeit, dass die Note dann hinterher auch anders wird.
00:29:42: Also viel besser gegeben, als wenn man sich sozusagen den Kopf zermat hat, wie komme ich von der einen auf die andere Ziffer?
00:29:48: Ja, das ist ja nur der Referenzpunkt die Ziffer.
00:29:51: Also ich habe das sozusagen so ein bisschen aus meiner Erfahrung als Mutter mitgenommen, dass es eine Zeit gab, wo zum Beispiel Lehrerwechsel war und auf einmal ein Kind von einer zwei in Physik auf eine vier Minus gerutscht ist.
00:30:07: Und das ganz deutlich damit was zu tun hatte, dass der Lehrer eine andere Erwartung hatte, offensichtlich.
00:30:13: So viel zur Objektivität.
00:30:14: Ja,
00:30:14: genau.
00:30:15: Und deswegen, und da war schon sehr, sehr zentral in der Begleitung dem Kind eben sehr wohl zu sagen, du kannst was verändern.
00:30:22: Also sozusagen zu gucken, was war denn da die Anforderung?
00:30:26: Und es ging ganz viel dann darum, eben im Unterricht noch mal sich anders zu positionieren oder eben auch noch mal genauer die Hausaufgaben zu machen oder so.
00:30:35: Und wenn ein Kind so motiviert ist jetzt, wie die Tochter von Doris, ist das ja schon mal ein Fund.
00:30:39: Also das sollte ja auf gar keinen Fall wegnehmen.
00:30:41: Du hast vorhin gesagt, es gibt dann auch Kinder, die belohnt werden.
00:30:44: Da wollte ich auch noch ergänzen, weil es gibt ja diese intrinsische Motivation.
00:30:48: Das Kindermeldenschen, Kinder sind auch Menschen, muss ich immer wieder dazu sagen.
00:30:52: Aber wenn Menschen auf die Welt kommen, dann haben wir diese intrinsische Motivation.
00:30:55: Wir wollen was schaffen, wir wollen dazugehören, wir wollen was beitragen, wir wollen dazugehören.
00:31:00: Und wir wollen, sozusagen, wir sind eigentlich leistungsbereit, aus uns Innen motiviert.
00:31:06: Und wenn wir das eben belohnen von außen, wobei ich sagen muss, wenn du eben eine fremd, also du bist ja ein Fremdziel.
00:31:13: Das ist ja erst mal jetzt hier bei Doris Tochter, haben wir was anderes.
00:31:16: Das ist auch ihr Ziel.
00:31:18: Aber es gibt ja auch viele Kinder, die sagen, ich kann Dinge sehr gut, aber das wird halt nicht abgefragt in der Schule.
00:31:24: Also insofern finde ich wichtig, tatsächlich dieses Gefühl von Hilflosigkeit rauszuleben und zu gucken, was kannst du denn machen?
00:31:30: Und ich finde deinen Punkt auch sehr wichtig zu gucken, da hat ja ... ganz viel, also was ist dir leicht gefallen, wie hast du es gemacht?
00:31:37: Also erstmal nur so drüber zu fliegen und zu verstehen, was habe ich eigentlich gemacht und nicht nur zu agieren.
00:31:43: Und dann eben auch ein Ziel nochmal realistischer zu setzen, also ein eigenes Ziel.
00:31:48: Also eben nicht von der Vier zu sagen, ich will dann jetzt auf jeden Fall sofort auf einer Eins kommen, auch wenn das dann funktioniert hat, sondern eben sich schon ein Ziel zu setzen und das eben auch realistisch.
00:32:00: Also ist es realistisch, bei dieser Lehrerin, bei dem Thema, auf eine eines zu kommen?
00:32:04: Ich
00:32:04: würde gerne eine Sache noch ergänzen, bevor wir sozusagen eine...
00:32:09: Eine Zusammenfassung?
00:32:10: Eine
00:32:10: kleine Zusammenfassung noch machen.
00:32:12: Und zwar ist die Ergänzung, dass intrinsische Motivation nach einer sehr bekannten Theorie, nach der sogenannten Selbstbestimmungstheorie von DC und Ryan, diese Form der intrinsischen Motivation funktioniert normalerweise durch Autonomie.
00:32:26: Kontrolle und soziale Eingebundenheit.
00:32:29: Also all jene Dinge, die in schulischen Kontexten erst mal schwierig sind, zumindest dann, wenn man was Bestimmtes zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort mit einem bestimmten Menschen machen möchte.
00:32:42: Und sich da sozusagen diese Freiheit auch wieder zu erwerben, das hat halt ganz viel damit zu tun, welche Haltung man dann auch selber annimmt.
00:32:49: Und das nur sozusagen als Hintergrund, um auch nochmal klar zu machen, Wir haben es nicht mit sozusagen dem problematischen Defizit der Tochter von Doris zu tun, sondern wir haben es mit einem System zu tun, das per se durchaus Strukturen hat, mit denen viele zu kämpfen haben.
00:33:09: Und wie man dann kämpft, das sind dann unterschiedliche Strategien.
00:33:13: Absolut.
00:33:13: Und es ist eben so, wie du sagst, dass dieses System nicht angelehnt ist an unsere menschliche Entwicklung auf allen Ebenen.
00:33:20: Absolut.
00:33:20: Das ist, glaube ich, das Hauptproblem.
00:33:23: Du hast das eben... in diese Theorie gefasst ist.
00:33:26: Also vielen Dank, ich kannte das nicht.
00:33:28: Aber das, was ich noch mal sagen kann, ist, dass es eben sehr, sehr schwierig ist, dass ja sehr viele individuelle Persönlichkeiten zusammenkommen und dass aber Schule am gleichen Ort zur selben Zeit dieselbe Aufgabe mit derselben Methode den allen Schülern zur Verfügung stellt.
00:33:43: Und das war sozusagen ja ein sehr enger Korridor ist, wie du eben sagst, für eine eigene Entwicklung und für das Spüren von Autonomie.
00:33:52: Mir ist noch was, ich will gerade noch was ergänzen, bevor wir zusammenfassen, weil wir haben einen Punkt noch vergessen.
00:33:58: Weil Doris hat sie ja gefragt, was ist denn ihre Angst?
00:34:00: Und sie schreibt hier, ihre größte Angst wäre eine zwei im Zeugnis und dass sie das dann sagen müsste, wenn Freunde oder Großeltern nach den Zeugnisnoten fragen.
00:34:09: Das heißt, da ist irgendwie auch schon auch noch mal unabhängig jetzt vom Schulsystem, was wir jetzt gerade ja ausführlich besprochen haben, unter Umständen eine gefühlte Erwartung.
00:34:20: Ja, eine gefühlte Erwartung in der sozialen Umwelt, in der persönlichen und privaten Umfeld von Freunden und von Großeltern mit dabei.
00:34:29: Und da ist Scham mit dabei.
00:34:32: Also das heißt, da ist Angst vor Versagen, vor Scham.
00:34:36: Und das könnte Doris auch noch mal für sich ein bisschen beobachten.
00:34:39: Wie großen Raum nimmt die Schule ein?
00:34:42: Du hast vorhin gesagt, in der Schule fragen die Kinder untereinander immer, was hast du, was hab ich, dann gibt's den Notenspiegel und so weiter, der wird dann angeschrieben, dann fängt die Vergleichbarkeit an, man ordnet sich da so ein.
00:34:51: Also ist vielleicht nicht überall so, aber ich kenn das oft noch so.
00:34:55: Ich hoffe, es ist nirgendwo mehr so.
00:34:58: Ich
00:34:58: bin mir nicht ganz sicher.
00:34:59: Ich hab natürlich die Menschen bei mir, die genau diese Themen dann haben.
00:35:04: Aber es wäre gut, eben auch noch mal zu gucken, können wir nicht den Fokus zu Hause davon runternehmen?
00:35:09: Absolut.
00:35:09: Also eher zu fragen, wie geht's dir in der Schule?
00:35:12: Hast du Freunde?
00:35:13: Bist du happy?
00:35:14: Also eher so die sozialen und emotionalen seelischen Aspekte in den Mittelpunkt zu stellen.
00:35:21: Und eher auch noch mal fragen, magst du die Lehrerin, welches Fach macht ihr Freund?
00:35:25: Ja, was beschäftigt dich?
00:35:27: Also eher wirklich den Menschen in den Kontakt zu holen als dann über die Noten.
00:35:31: Und das ist natürlich bei Großeltern manchmal nicht so einfach.
00:35:36: Die fragen natürlich immer.
00:35:37: Also das wäre nochmal so mein Hinweis an oder meinen Impuls nochmal in diese Richtung, weil es scheint ja auch so zu sein, dass da doch vielleicht auch eine Erwartung noch mal unterfüttert wird.
00:35:50: Und das können die beiden, also Doris und ihr Partner und die Tochter, da kann sie sich auch noch mal selbst beobachten bei.
00:35:58: Wie viel Druck kommt da vielleicht trotzdem an, auch wenn man das nicht will.
00:36:04: Ich finde eigentlich, dass wir quasi so ein Tanz vom Außenbereich in die Mitte gemacht haben.
00:36:09: Wir haben uns ja darüber unterhalten, dass dieser Perfektionismus auch durchaus mit Erwartungshaltung und Leistungsdruck hat.
00:36:15: Da sind wir jetzt wieder darauf gekommen.
00:36:17: Aber ich fand es auch wichtig zu sagen, es gibt eben unterschiedliche Ebenen.
00:36:20: Es ist ein junges Alter, viele haben damit zu tun und der Angang ist sehr kognitiv, möglicherweise auch mit Energie gepaart und man könnte schauen über die emotionale Ebene zu kommen, eben die Gefühle zu begleiten und das Verständnis auch aufzubringen, welche verschiedenen Gefühle dann noch eine Rolle spielen können.
00:36:39: Wir haben über Trauer und Schmerz und Angst gesprochen und zuletzt auch über Scham und über die Frage, was ist eigentlich deine Befürchtung?
00:36:46: Also von dieser Außenstruktur sind wir jetzt sehr zum Innen gekommen.
00:36:49: Und von meiner Seite würde ich sagen, dass ich hoffe, dass Doris diesen Weg mit uns mitgehen konnte, den dialogischen Weg und entsprechend möglicherweise neue Ansätze findet.
00:37:00: Ja, und vielleicht ein bisschen entlastet ist.
00:37:02: Das
00:37:03: finde ich auch gut.
00:37:04: Doris,
00:37:04: dass du vielleicht auch noch mal so den Druck bei dir noch mal so erspürst und rausnimmst.
00:37:09: Und ich würde den Weg noch mal im kurzen für mich zusammenfassen, weil wir sind so ein bisschen gesprungen zwischendurch, dass ich noch mal denke, so das Beschwichtigen.
00:37:19: Kann ich nachvollziehen und gleichzeitig noch mal weniger beschwichtigen und dafür eher einen Raum eröffnen für diese emotionalen Anteile?
00:37:26: Also einen emotionalen Raum schaffen, wie geht es dir?
00:37:29: Und dann auch Strategien zu erarbeiten.
00:37:32: Also was kannst du tun, also aus dieser Hilflosigkeit rauszukommen?
00:37:36: Ja, und dann auch noch mal Ziele zu erarbeiten gemeinsam.
00:37:39: Also welches Fach macht dir besonders Spaß?
00:37:42: Und was ist da deine Erwartung, also im Vorfeld?
00:37:45: Ja, weil wenn nicht die Erwartung gleich nur eins ist, sondern es vielleicht bei den Hausaufgaben schon so ist, dann ist es ja auch total schöne zwei zu haben oder auch eine drei.
00:37:53: Ja, und eher vielleicht dann ... die Erwartungen nochmal realistischer zu erarbeiten, die Ziele.
00:37:58: Weil es geht ja darum, Ziel zu erreichen, eigene Ziele später mal.
00:38:02: Also ich habe das so in Erinnerung, dass es eigentlich erst ab der achten Klasse so richtig losgeht, dass man so selbst auch diese Ziele erarbeiten kann, aber man kann ja jetzt schon anfangen auch.
00:38:12: Ja, genau.
00:38:12: Jetzt wäre ich auch durch und hoffe Doris, dass du damit was anfangen kannst mit den Gedanken.
00:38:17: Ja, vielen Dank an alle, die zugehört haben.
00:38:20: Wir freuen uns über weitere Zuschriften und Wünschen einen wunderbaren Tag.
00:38:24: Eine schöne Woche und wir hören uns nächste Woche wieder.
00:38:27: Bis dahin.
00:38:28: Ciao.
00:38:30: Das war's für heute mit dem Familienrat mit Katja Saalfrank.
00:38:34: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:38:35: Neue Folgen gibt es jeden Montag überall dort, wo es Podcasts
00:38:39: gibt.
00:38:39: Wenn es euch gefallen hat, freuen wir uns, wenn ihr den Familienrat mit Katja Saalfrank abonniert.
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00:39:05: Wir freuen uns sehr
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