Unentschlossenheit – Wie helfe ich meinem Kind, eigenständig Entscheidungen zu treffen?

Shownotes

Elif* hat uns geschrieben und gefragt, wie sie damit umgehen kann, dass ihr Kind Verhaltensweisen und Entscheidungen ihrer Geschwister übernimmt, ohne eigenständig Alltagsprobleme zu bewältigen.

Was kann ich tun, damit mein Kind selbstsicher im Umgang mit eigenen Entscheidungen auftritt? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Autonomie der Kinder und ihrer Entschlussfähigkeit? Wie schaffe ich in einer großen Familie Platz für die Autonomieentwicklung jedes Kindes? Wie kann ich meinem Kind helfen, seine eigene Routine (und Identität) zu finden?

*Namen geändert

Werbepartner & Rabatte: https://linktr.ee/familienrat

Wenn ihr auch Fragen an Katia Saalfrank habt, dann schickt sie gerne an familienrat@mitvergnuegen.com


Katias Buch ‘Die Reise zur glücklichen Eltern-Kind-Beziehung’: https://bit.ly/3PZfhRB

Katias App ‘Kinder besser verstehen’: https://apple.co/3AWdIcI | https://bit.ly/30DtRHu

Affirmations- und Verbindungskarten: https://bit.ly/Verbindungskarten

Katias Kinder-besser-verstehen-Kurse (Pädagogische Grundausbildung für Eltern und Fachleute, Modul 1 - 3 Kleinkind/Schulkind/Pubertät): https://bit.ly/KBV-Kurse und Beraterausbildung: https://bit.ly/3Rge4EP

Katias Akademie Kinder besser verstehen (von der Erziehung zur Beziehung). https://sommerakademie-kinderbesserverstehen.de/
In Katias Onlineshop findet ihr Karten und weiteres pädagogisches Material für einen bindungs- und beziehungsorientierten Alltag mit Kindern: https://katiasaalfrank.de/online-shop/

Transkript anzeigen

00:00:00:

00:00:01: Untertitel im Auftrag des ZB Herzlich willkommen beim Familienrat mit Katja Saalfrang.

00:00:08: Dem

00:00:08: Familienpodcast von Mit Vergnügen.

00:00:10: Ich bin Katja Saalfrang, Diplompädagogin und Musiktherapeutin in eigener Praxis, Autorin und Mutter von Viersöhlen.

00:00:17: Und ich bin Bob Blume, Lehrer, Bildungsinfluencer, Podcaster und Familienvater.

00:00:22: Wir treffen uns hier jeden Montag und beantworten eure Fragen rund um Erziehung, Beziehung und den Alltag mit Groß und Klein.

00:00:30: Danke fürs Einschalten und viel Spaß mit der heutigen Folge.

00:00:38: Hallo und herzlich willkommen zum Familienrad Podcast mit Bob Blume und

00:00:44: Katja Saalfrank.

00:00:45: Das wird ja noch schöner, Familienrad mit Bob Blume.

00:00:49: Und Katja Saalfrank, so

00:00:50: ist es.

00:00:51: Ja gut, okay.

00:00:52: Ja, ich freue mich, dich zu sehen und zu hören und ich hoffe, es geht dir gut.

00:00:57: Ja,

00:00:57: ich freue mich auch, dich zu sehen.

00:00:58: Mir geht es gut.

00:01:00: Ich bin immer noch erholungsbedürftig, aber ich habe das Gefühl, dass nach und nach dann der Druck vom Schuljahr ablässt.

00:01:13: Das ist total interessant, dass man in unterschiedlichen Kontexten, in denen man arbeitet, ganz unterschiedliche Grenzen hat.

00:01:23: Also Lehrkräfte haben normalerweise so diese Situation der sogenannten Ferien.

00:01:28: Deutschlehrer, wie ich, sprechen da von unterrichtsfreier Zeit, weil es eher um Homeoffice geht.

00:01:34: Aber diese Grenzen, auf die man vielleicht auch manchmal hinarbeitet, die sind ja sehr unterschiedlich.

00:01:43: Und bei mir ist es jetzt ganz merkwürdig, weil Leute mir dauernd schöne Ferien wünschen und ich aber ja in den Ferien auch noch arbeite.

00:01:51: An Sachen, die ich mag, aber eben doch auch arbeite.

00:01:53: Und gleichzeitig, letzter Punkt, habe ich auch einen Gast von dem Podcast, die Schule brennt im Hinterkopf, den Bioncatilatu.

00:02:04: der sowas gesagt hat, wie das das Ziel natürlich sein sollte, etwas zu finden, was man tut, dass es einem ermöglicht, nicht zwangsläufig immer auf die nächste Pause zu schauen.

00:02:15: Ist natürlich sehr hochgegriffen.

00:02:19: Ja, finde ich, finde ich, weil das hat ja mit ganz vielen Faktoren zu tun.

00:02:22: Weißt du, ich finde, auf der einen Seite ist das absolut nachvollziehbar und das ist total erstrebenswert und ist auch was, was ich unterschreiben würde.

00:02:29: Auf der anderen Seite ist es so, dass einfach nicht alle diese Möglichkeit haben.

00:02:33: Weil es eben bedeutet, dass die Lebensumstände zum Beispiel so sind, dass man sich, weiß ich nicht, zum Beispiel in eine Lage gebracht hat, überhaupt diese Auswahl treffen zu können und so.

00:02:43: Und zu sagen, man muss einfach nur was finden, was einem glücklich macht.

00:02:48: Also ich glaube, das lässt teilweise außer Acht, dass es einfach viele, viele Menschen gibt, die das auch gerne machen wollen, würden es aber nicht können.

00:02:56: Also ich denke, dass es... ganz wichtig ist, dass es für Menschen, die in dieser Gesellschaft aufwachsen, für Kinder, gar nicht so einfach ist, eine innere Haltung zu entwickeln und zu finden.

00:03:07: auch, was macht mir eigentlich Freude, was macht mir eigentlich Spaß, weil wir ja ein System geschaffen haben, was die Kinder sehr fordert, jetzt mal unabhängig davon, dass die Lehrkräfte auch eine herausfordernde Situation haben und da immer wieder auch sich anpassen müssen an viele Dinge, die in diesem System sich verändern und dann eben auch eine Anpassung.

00:03:27: erforderlich macht.

00:03:27: und gleichzeitig haben sich ja Kinder nicht dafür entschieden in die Schule zu gehen, sondern ist es etwas, was von außen an sie herangetragen wird.

00:03:34: Das heißt, sie haben die große Aufgabe im Grunde mit ihren Eltern gemeinsam, wenn es gut läuft, einen Sinn für sich selbst zu finden, während ja Lehrkräfte diese Entscheidung zumindest selbst getroffen haben.

00:03:46: Aus welchen Beweggründen auch immer.

00:03:48: Ich finde, das ist schon einen großen Unterschied.

00:03:49: Und jetzt mal unabhängig davon, was man tut.

00:03:53: Ich glaube, auch da ist wieder die Frage, tue ich es mit Freude.

00:03:59: Das hat nicht so viel mit den äußeren Dingen zu tun, etwas zu finden, sondern etwas zu empfinden.

00:04:04: Und das hat ja wieder was mit einer inneren Haltung zu tun.

00:04:07: Wir haben in der letzten Folge über Beppo Straßenkehrer gesprochen, was ja eine sehr banale, banal wirkende Tätigkeit ist und durch die Gedanken, die Beppo da reinbringt, Beppo Straßenkehrer, der irgendwie sagt Strichschritt, Atemzug und sozusagen eine Bedeutung reingibt in das, was er tut und da sich auch selbst wertvoll empfindet.

00:04:31: diesen Wert von innen heraus für sich zu entwickeln, ist ja letztlich das, worum es geht.

00:04:35: Und ich glaube, was dann auch dein Gast meint, dass es natürlich einerseits wichtig ist, zu wissen, wer bin ich und was macht mir Freude.

00:04:42: Und dann eben mit dem, was man im Leben tut, die Zeit so zu verbringen, dass man möglichst nah damit dran ist oder eben auch sich bewusst dafür entscheidet, aber dann eben auch trotzdem in der Haltung bleiben kann, dass man eben nicht das Gefühl hat, ich verschwende hier Zeit und freue mich erst auf das nächste Wochenende.

00:04:59: Wirklich finde ich auch eine innere Arbeit und auch eine innere Haltung und dieses Gefühl.

00:05:04: Ich kann aber nichts verändern.

00:05:05: Ich bin gefangen.

00:05:07: Das hat ja auch mit vielen Dingen zu tun, die wir dann in einem unregulierten Zustand empfinden und sich da immer wieder darauf zu fokussieren.

00:05:15: Insofern gebe ich dir Recht einerseits.

00:05:18: Also geht ja nicht um Recht und Unrecht, aber ich finde den Punkt, den du ansprichst, wichtig.

00:05:22: Und gleichzeitig, glaube ich, können wir viel mehr nochmal mit innerer Arbeit auch bewegen, als wir das immer glauben.

00:05:28: Und das ist ja auch so ein bisschen das, was wir hier machen wollen, dass wir auch Zuversicht geben wollen und Eltern in ihrer Haltung bestärken wollen und in der Draufsicht und da diesen inneren Kern immer wieder berühren wollen, nicht aufzugeben und an die eigene Kraft und an die eigene Gestaltung auch zu glauben.

00:05:45: Genau, und das hat sehr viel mit Einfluss zu tun, Einfluss der Eltern, Einfluss der Peer-Group, aber manchmal eben auch Einfluss der Geschwister.

00:05:56: Kommen wir zu der Frage.

00:05:57: Elif fragt, liebe Katja, lieber Bob, vielen Dank für euren so hilfreichen und tollen Podcast.

00:06:02: Ich komme gleich zur Sache.

00:06:04: Wir sind eine vierköpfige Familie.

00:06:05: Dazu gehören mein Mann Markus, unser sechsjähriger Sohn Elias, unsere vierjährige Tochter Hannah und ich.

00:06:13: Und jetzt sage ich direkt dazu, die Namen sind natürlich alle ausgetauscht.

00:06:17: Ich schreibe euch, weil sich bei uns ein Verhalten meiner Tochter eingeschlichen hat, dass die ganze Familie an seine Grenzen bringt.

00:06:23: Meine Tochter macht ihrem Bruder seit geraumer Zeit Alles nach.

00:06:28: Bis zu einem gewissen Grad fand ich das normal, dass sie ihrem großen Bruder nacheifert.

00:06:32: Zum Beispiel will sie morgens das gleiche Kuscheltier mit in den Kindergarten nehmen, nimmt einen Hasen mit, sucht sie sich auch einen Hasen aus, trinkt mein Sohn aus einem bestimmten Becher, tauscht sie ihren Becher aus.

00:06:44: Wir haben viele Dinge doppelt, um Streitigkeiten zu vermeiden.

00:06:47: Ihr Bruder war anfangs sehr genervt.

00:06:49: Ich habe ihm dann erklärt, dass seine Schwester ihm alles nachmacht, weil sie ihn so toll findet und ihn sehr lieb hat.

00:06:55: Das konnte er verstehen und war damit auch fein.

00:06:58: Mittlerweile ist es aber so, dass ich das Gefühl habe, dass meine Tochter keine Entscheidung mehr alleine treffen kann.

00:07:04: Sie fragt alles ab, besonders bei den Anziehsachen macht uns das alle fertig.

00:07:08: Heute saß sie morgens eine Stunde in ihrem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden, was sie anziehen will.

00:07:14: Wir planen morgens viel Zeit für Übergänge ein.

00:07:16: Es gab viel Verzweiflung und Tränen bei ihr.

00:07:19: Ich habe vorgeschlagen, erst mal im Schlafanzug zu frühstücken.

00:07:22: Das verneinte sie.

00:07:24: oder sich erst im Kindergarten anzuziehen, das verneinte sie auch.

00:07:28: Wir wollen ihr helfen und Entscheidungen erleichtern, aber sie kann diese Hilfe dann nicht annehmen.

00:07:33: Wir alle versuchen, sie zu ermutigen.

00:07:35: Auch ihr Bruder macht das sehr liebevoll, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und sagen ihr oft, mach das, was du toll findest.

00:07:42: Sie verzweifelt dann oft.

00:07:44: Sie verzweifelt aber auch, wenn wir die Entscheidung für sie treffen.

00:07:48: Wir sind gerade in einer totalen Zwickmühle und hoffen auf etwas Hilfe.

00:07:52: Viele Grüße.

00:07:53: Elif.

00:07:55: Ja, vielen Dank, lieber Bob, fürs Vortragen lesen.

00:08:00: Ich habe jetzt zugehört und bin mir gerade nicht so sicher, worum es jetzt geht, ob es tatsächlich, also ich höre zwei Sachen, einmal kopiertes Verhalten, dass das Verhalten kopiert wird und da finde ich auch, hat Elif schon ganz viel gemacht und ja, das verstanden.

00:08:19: Also ich finde so... Sie hatte ich ganz doll lieb und deswegen ist da ein großes Vorbild.

00:08:25: Jetzt gehe ich den gleichen Weg wie meinen Bruder und gucke, wie fühlt sich das an.

00:08:29: Ich finde auch schön zu hören, dass der Bruder damit gut gut umgehen kann.

00:08:33: Ich bin also die Älteste von fünf Geschwistern und bin damit nicht immer so fein gewesen, wenn mein Schwester mir alles nachgemacht hat.

00:08:40: Das verändert sich ja auch die Dinge, die dann nachgemacht werden.

00:08:44: Wenn dann Sachen selbst nachgekauft oder sie werden weggenommen, auch gegenseitig.

00:08:49: Also wenn man dann ein bisschen älter wird, jetzt haben wir ja hier relativ junge Kinder, also der Bruder ist sechs und das Hannah ist vier.

00:08:57: Das heißt, das ist sozusagen jetzt eine Phase, in der uns Elif schreibt und die sie wahrnimmt und wo sie das Gefühl hat, da ist eine Zwickmühle und dieses Kopieren.

00:09:07: ist so das eine und das zweite.

00:09:09: was ich aber höre ist das aus diesem kopieren sozusagen etwas resultiert.

00:09:13: der gedanke das ist schwer fällt eigene entscheidungen zu treffen was zieh ich an wann zieh ich das an?

00:09:19: und so weiter und das ist dann im tagesablauf immer wieder.

00:09:23: Dinge gibt die dann stocken in den übergängen.

00:09:26: Das ist ja ein Unterschied.

00:09:28: Also wenn wir jetzt über das kopierte Verhalten sprechen, dann habe ich mir jetzt vorgestellt, würde der Bruder kommen und sagen, ich würde jetzt die Hose anziehen, dann ist die Hose doppelt gekauft.

00:09:36: und sieht sie die Hose an, weil der Bruder das sagt.

00:09:39: Und an der Stelle will ich nur die Unterscheidung machen, weil ich nicht genau weiß oder weil es sich für mich eher so anhört, als ob es jetzt um die Unterschied und um die Frage geht, wie kann ich mein Kind begleiten, dabei eine Entscheidung für sich selbst zu treffen.

00:09:53: Und weniger um das Thema jetzt mein Kind kopiertes Verhalten, sondern daraus ist es vielleicht dann entstanden oder hat sich entwickelt oder fühlt es sich so an, als ob das jetzt das Ergebnis ist.

00:10:03: Das ist krass, dass du das so sagst, weil ich habe erst als du angefangen hast und gesagt hast, naja, ich frag mich um was es eigentlich geht, dachte ich, dachte ich, Moment, hä?

00:10:13: ist doch einigermaßen klar, weil jetzt, wo du das so aufgefächert hast, ist es mir tatsächlich auch nicht mehr klar, vor allen Dingen, weil man das ja auch so ein bisschen gegeneinander stellen kann.

00:10:20: Sie hat ja gesagt, sie fragt alles ab, besonders bei den Anziehsachen, dass du gesagt, naja, okay, dann könnte man das machen.

00:10:27: Klammer auf bis zu dem Zeitpunkt, wo es sich wahrscheinlich rauswächst, kannst du ja gleich nochmal drüber sprechen.

00:10:32: Klammer zu, okay.

00:10:33: Aber dann ist es eben auch so, und jetzt, ja, hast du mich gerade erst draufgebracht, dass es eben, ja, so eine... Gegenteilige Entwicklung gibt macht das was du toll findest.

00:10:46: Also das ist so ein bisschen widersprüchlich.

00:10:48: deshalb danke erst mal dass du diese diese zwei Ebenen erst mal aufgefächert hast das wäre mir gar nicht so aufgefallen.

00:10:55: also das heißt wir würden Ich würde über den zweiten Schwerpunkt jetzt erst mal sprechen und wir würden vielleicht erst mal so das, woraus es sich entwickelt hat.

00:11:03: Da finde ich auch, deswegen habe ich es auch noch mal so gesagt, hat Eli für eigentlich einen guten Umgang gefunden.

00:11:07: Und da habe ich auch schon gesagt, das sind Dynamiken, die sind mal stärker, mal weniger stark.

00:11:11: Jetzt haben die beiden ja, also die Eltern.

00:11:14: Und der Kinder haben ja zwei unterschiedliche Geschlechter auch, also gibt es einen Jungen und es gibt ein Mädchen, wenn man jetzt, ich hab ja ausschließlich Jungs, da ist es dann zum Beispiel auch für den vierten unter Umständen gar nicht mehr so einfach eigene Wege zu gehen, weil er

00:11:26: eben

00:11:27: schon drei ältere Brüder hat, die alle auch ihre Wege gefunden haben.

00:11:32: Also das ist auch sehr spannend, da hinzugucken.

00:11:34: Und ich will damit nur sagen, dass es hier ja automatisch auch unterschiedliche Wege geben kann, aber eben auch keine Vorbilder.

00:11:43: Also, Hannah hat jetzt zwar einen Bruder, der eben vorlebt, wie lebt er das?

00:11:49: Als Mensch, als Junge, wie geht er da ins Leben?

00:11:52: Und das kann dann was ganz anderes sein, was sie entwickelt, vielleicht auch aus dem, wie sie eben ist, als Mensch, als Mädchen und da ihren Weg zu finden.

00:12:01: Und ich will als erstes mal sagen, dass es sich für mich erst mal auch anhört und im Kontext auch noch mal zu sehen ist in der Entwicklungsphase, in der Hannah sich befindet, nämlich sie ist.

00:12:12: so was wie in der Hochphase auf dem Hochplato der Autonomieentwicklung.

00:12:17: Das heißt, Autonomieentwicklung ist ja die Selbstwirksamkeit zu entdecken.

00:12:22: Ich kann etwas bewirken.

00:12:25: Und das finde ich auch sehr schön mit dieser Phase, die Elif eben vorher beschrieben hat bei ihrer Tochter, nämlich dieses, ich kann gar nicht so viel bewirken, sondern ich mach mal das, was der andere macht und guck mal, wie sich es anfühlt.

00:12:37: Ja und es könnte jetzt sozusagen ein nächster Schritt in dieser Phase sein, dass Hannah jetzt für sich gerade mehr spürt, ich kann etwas bewirken oder ich will auch etwas bewirken, sowas wie ein Druck, so ein innerlicher, ich will das entscheiden.

00:12:52: Und dazu muss man jetzt wieder wissen, ich will das einfach auch nochmal auffächern, die emotionale Entwicklung, In der Autonomiefase heißt ja, ich habe sehr starke Gefühle, die mich eben manchmal dann in solchen Situationen dazu bringen, dass die Gefühle so stark sind, dass ich gar keine Entscheidung treffen kann.

00:13:10: Also, dass ich eine Entscheidung trifft, man ja sozusagen im Kopf übers Abwägen.

00:13:14: Und das ist der nächste Punkt.

00:13:16: Die Gefühle sind sehr stark und gleichzeitig ist eben im Gehirn noch nicht entwickelt.

00:13:23: Eine Möglichkeit zum Planen, zum Bilder aufrufen, wenn ich jetzt in die Richtung gehe, wenn ich jetzt das Kleid anziehe.

00:13:29: Wie ist es heute?

00:13:30: Ist es warm?

00:13:31: Wie fühlt sich das an, das Kleid anzuhaben?

00:13:33: Also jeder, der irgendwie morgens vom Kleiderschrank steht, ich finde, das sind ja auch alles Entscheidungen, die wir auch treffen permanent.

00:13:40: Wann ziehen wir was an?

00:13:42: Jetzt ist es heiß, es ist kalt, der Sommer ist ja der Sommer der Extreme sozusagen.

00:13:48: Also mal, es ist relativ kühl, dann zieht man wieder eine dickere Jacke an.

00:13:51: Wir haben aber schon so viel Erfahrung und Hannah hat das gar nicht.

00:13:54: Also sie hat gar keine Entscheidungsgrundlage für sich aus einer Erfahrung heraus und sie hat auch nicht die Möglichkeit im Gehirn, das durchzuspielen, um eine Entscheidungsgrundlage dann für sich auch durchzuführen sozusagen.

00:14:09: Und das Dritte ist eben diese Autonomieentwicklung mit, ich will es aber selbst machen, dieser Druck, den sie hat.

00:14:14: Und das alles führt sozusagen wie so eine, weißt du, wie so spitzzulaufend aus diesen drei strengen, starke Gefühle noch nicht assoziativ und kognitiv da sozusagen in der Lage zu sein, planerisch sicher auch eine Entscheidung treffen zu können.

00:14:29: Plus eben diesen Drang, ich will aber, führt dann dazu, dass man vor dem Kleiderschrank sitzt und dann eben nichts mehr geht.

00:14:39: Kann man sich jetzt erstmal klar machen, dass gerade Elif und ihr Mann damit beschäftigt sind oder die ganze Familie jetzt eben als System damit beschäftigt ist, dass da einer im System, nämlich Hannah eine im System gerade in dieser Entwicklungsphase ist und es macht es vielleicht erstmal.

00:14:58: Ein bisschen nachvollziehbarer, warum man dann, obwohl man viel Zeit eingeplant hat für Übergänge und Begleitung und da auch immer wieder in die Ruhe kommt und im Wohlwollen ist, warum es eben trotzdem nicht vorangeht.

00:15:13: Weil es so ist, wie es ist.

00:15:15: Aber scheinbar nicht vorangeht, oder?

00:15:17: Scheinbar nicht vorangeht, ja.

00:15:19: Also mit vielen Kindern in der Autonomiefase kann ich das schon ganz gut nachvollziehen, dass man sich eben so anfühlt, als ob es nicht vorangeht.

00:15:27: Und man kommt immer wieder an diesen Stellen vorbei und denkt, mein Gott, das ist doch so einfach, gestern hatten wir das, zieh es doch noch mal an.

00:15:33: Und bei Mädchen ist es ja noch mal unter Umständen auch anders als bei Jungs, wobei ich da auch andere Erfahrungen habe.

00:15:38: Also es sind einfach diese kleinen Entscheidungen, die bei uns im Erwachsenen leben.

00:15:43: kaum eine Rolle spielen.

00:15:44: oder eben nur, wenn man so wie du oder ich auch öffentliche Anlässe hat, wo man dann eben überlegt, was zieht eigentlich an?

00:15:50: Worin fühle ich mich wohl?

00:15:51: Was hat sich bewährt?

00:15:52: Kann ich das noch mal anziehen?

00:15:54: Gibt es das schon sich mal auf Fotos so?

00:15:55: Das sind ja dann so Überlegungen, die man irgendwie hat.

00:15:58: Und das läuft bei uns.

00:15:59: Aber wenn es gut läuft, auch automatisch mit und wir bleiben dann nicht so hängen, weil wir uns auch ein bisschen Zeit nehmen, weil wir wissen, wann der Termin kommt.

00:16:06: Und weil das was tägliches ist, was eben in unserem System schon sozusagen mit eingeplant ist.

00:16:11: Und bei Kindern ist das eben eine Erfahrung, die über die ganze Kindheit dauern wird und die sich auch verändert.

00:16:17: Wenn dann Kinder in die Wackelzahnpobertät kommen, dann kommen sie in die Schule, dann haben sie damit Peergroup zu tun, dann gibt es da wieder irgendwelche... Dinge, die sie beeinflussen, wo sie dann sagen, ich will auch diese Hose haben, ich will genau diese Spange im Haar haben, ich bin so.

00:16:33: Da kennst du dich auch gut mit aus.

00:16:35: und da ist dann ja auch immer wieder die Frage, wie können wir Kinder damit dabei begleiten, so ihren Weg zu finden, ihren Style und dann später in der Pubertät geht es weiter und also Identitätsfindung nimmt ja eine große Zeit ein.

00:16:49: Was ich schön finde, ist, wir haben ja im Grunde genommen, hast du einen Dreischritt gemacht.

00:16:54: Den ersten Schritt zu sagen, vieles, was Elif macht, ist schon mal prima.

00:16:59: Den zweiten Schritt, in dem du sagst, was da hier aufeinander trifft.

00:17:04: Also das waren dann sozusagen auch nochmal drei Schritte.

00:17:06: Und gleichzeitig können wir das ja auf eine, sagen wir mal, Situationsbeschreibung von Elif noch mal zurückwirken lassen.

00:17:15: Nämlich... Sie fragt alles ab, besonders bei den Anziehsachen macht uns das alle fertig, weil das, was du gerade gesagt hast, nämlich in ein Verständnis zu kommen auf der Grundlage vom Verständnis dieser.

00:17:28: Strenge, die an einem ziehen.

00:17:30: Also starke Gefühle auf der einen Seite, Autonomiephase auf der anderen Seite und das mit dem Bruder.

00:17:35: Das kann ja zumindest schon mal die Perspektive insofern verändern, als dass man sagt, okay, das ist jetzt zwar anstrengend, aber wir verstehen eher, wo das hergeht oder wo das herkommt.

00:17:46: Das finde ich eigentlich erst mal ganz schön, weil das Problem zwar nicht komplett auflöst, aber dafür sorgt, dass die Haltung demgegenüber vielleicht ein bisschen verändert

00:17:54: werden.

00:17:55: Ja, mir hat das immer sehr geholfen noch mal.

00:17:57: zu reflektieren und wirklich sozusagen, wie so drüber zu fliegen über die Situation und Dinge eben zu verknüpfen, zu verbinden und erstmal zu verstehen, warum das so ist.

00:18:10: Weil wenn ich weiß, warum die Dinge so sind, dann... bin ich orientierter und dann bin ich nicht so sehr in der Überforderung und in der Angst, dass irgendwas nicht normal ist in Anfangstrichen, sondern ich kann dann eher auch selbst in Ruhe kommen und mir die Dinge erklären und mich dadurch orientieren und wieder in die Sicherheit mehr bringen.

00:18:27: Genau, das sind die zwei Sachen, die du jetzt schon zusammengefasst hast und ich würde gerne noch einen weiteren Punkt dazunehmen, nämlich den Punkt Entscheidungen treffen.

00:18:37: Das ist eine hochkomplexe Geschichte.

00:18:39: Ich habe es eben schon so ein bisschen angesprochen.

00:18:42: und will einfach auch da noch mal darauf hinweisen, wie komplex und durchlässig auch die Welt für Kinder geworden ist mit den vielen Entscheidungen, die möglich sind, die sie treffen dürfen.

00:18:56: Und dass es unter Umständen auch eine Erwartung in unserer Vorstellung gibt, dass Kinder das lernen sollen, wie sie das lernen sollen und uns da noch mal klar zu machen, dass eben in unserem System sehr viele Entscheidungen getroffen werden müssen, tagtäglich.

00:19:12: Also wir haben zum Beispiel manchmal in unseren Aufnahmen die Frage, machen wir eine kurze Pause oder machen wir keine?

00:19:18: alleine solche Sachen schon so.

00:19:20: Und dann die Frage, entscheide du?

00:19:22: und dann entscheide ich oder du.

00:19:24: So und dann wie lange und so weiter.

00:19:25: Also das sind ja Sachen, die können wir ganz schnell abstimmen, weil wir uns gut kennen und weil wir erwachsen sind und weil wir irgendwie Vernunft haben und das Abstimmungsprozesse zwischen uns sehr schnell gehen und auch wir als Erwachsene die Möglichkeit haben auch Stimmungsprozesse in uns selbst relativ schnell zu machen.

00:19:44: Also jeder der Mutter, jeder der Vater ist, weiß, dass eine der anstrengendsten Dinge in unserem Alltagsleben mit Familie ist, Entscheidungen zu treffen.

00:19:53: Und zwar die großen und die kleinen.

00:19:55: Also die großen, die haben ja oft ein bisschen mehr Zeit.

00:19:57: Da kann man ein bisschen abwägen, kann man sich hinsetzen, vielleicht auch sich austauschen.

00:20:00: Aber diese kleinen gehe ich jetzt um fünf Uhr vom Spielplatz oder gehe ich erst um halb sechs, warte ich jetzt noch bis das Paket da ist.

00:20:08: Ja, oder gehe ich jetzt schon raus.

00:20:09: Also das sind so viele kleine und große Entscheidungen irgendwie am Tag, dass ich auch in der Zeit, in der es dann so viele Entscheidungen oft gab, gedacht habe.

00:20:19: Gut, wenn ich keine treffen muss, bitte mach es jemand anders.

00:20:22: Und ich weiß, dass das auch unter Elternteilen manchmal zu Diskussionen führt.

00:20:27: Wenn dann der eine fragt, sag mal, weißt du, wo die Schuhe von unserem Kind sind.

00:20:31: Und ich dann denke, ja, ich weiß es.

00:20:34: Und ich könnte es dir auch sagen, aber du kannst auch selber gucken und entscheiden, dass du mal selbst gucken gehst.

00:20:39: Ja, also das sind dann so Sachen, wo man dann so in so einen unregulierten Zustand fällt, weil es einfach so viel ist.

00:20:45: Ja und sich das noch mal klar zu machen, dass eben ein vierjähriges Mädchen nicht nur mit der Autonomiephase und mit den ganzen Dingen noch gar nicht ausgestattet ist, die wir eben haben, sondern ja mit Entscheidungen konfrontiert ist, die es treffen soll und die dann auch ja langfristig, was ziehe ich an, kann man ja auch nicht dann in der Kita wieder umentscheiden.

00:21:06: ja, einhergehen, dann wird das auch noch mal leichter.

00:21:10: und dann folgt für mich daraus auch, wenn wir jetzt mal zur Beziehungsebene kommen und zu dem konstruktiven Schritt oder zu einem, der vielleicht auch hilfreich sein kann, dass wir nochmal gucken oder das Elif nochmal schaut, an welchen Stellen im Leben von Maya entscheidet sie oder darf sie mitbestimmen und an welchen Stellen liegt die Entscheidung komplett bei ihr?

00:21:31: Ist das adäquat, ihr das alles zu überlassen?

00:21:35: Gibt es noch mal Möglichkeiten, eher mit ihr gemeinsam etwas zu finden?

00:21:40: Und gibt es die Möglichkeit, die Auswahl der Entscheidungen auch ein Stück zu reduzieren?

00:21:45: Also, vorm Kleiderschrank zu sitzen, das finde ich auch manchmal überfordert nicht, weil ich so viel habe, sondern weil die Entscheidungen einfach mehr werden.

00:21:53: Jetzt gibt es auch Zugart, ja.

00:21:55: Ja, tatsächlich nicht.

00:21:57: Aber ich müsste auch mal wieder aussortieren.

00:21:59: Ja, das könnte mal ein Frühjahrsputz machen oder einen Sommeraustausch.

00:22:04: Und einen Hofverkauf.

00:22:05: Genau.

00:22:06: Aber das wirklich sich nochmal klar zu machen und zu gucken, können wir einen Raum und einen Rahmen für die Entscheidungen für unsere Kinder zur Verfügung stellen, der nicht da heißt, das ist jetzt da.

00:22:20: Und entscheide dich, also ganz groß und weit, wobei ich jetzt auch gar nicht weiß, ob das eben Elif auch schon probiert hat.

00:22:27: Das liegt ja auch nahe.

00:22:29: Ich sage es trotzdem noch mal, sondern zu sagen, vielleicht auch schon am Abend zu sagen, guck mal, wir haben morgen die beiden zur Auswahl, können wir jetzt schon mal überlegen oder wir schieben es dann auf morgen.

00:22:40: Und dann aber eben gleichzeitig auch zu wissen, es kann trotzdem zu dem Stolpersteinen kommen.

00:22:44: Und es kann trotzdem dazu kommen, dass es irgendwie schwierig wird, selbst wenn wir den ganzen Tag Zeit hätten, auch da nochmal zu gucken, sind die Übergänge wirklich genügend Zeit.

00:22:54: Ist das etwas, wo wir vorbeikommen an der Station oder ist es vielleicht sogar zu viel Zeit, sodass es dann ausbrannst und irgendwie dann doch vielleicht auch zäh wird, also auch da in der Dynamik immer mal wieder zu gucken, ist das jetzt angepasst an die Phase, die wir gerade haben oder braucht es noch mal mehr Energie zu sagen, dass wir uns nicht so fokussieren auf so eine Entscheidung, sondern dass es eine Entscheidung ist, so wie wir die ja auch versuchen zu treffen.

00:23:18: Ich überspitze jetzt mal, die ihm vorbeigehen stattfinden kann und die einen Punkt ist.

00:23:22: Und nicht zu vergessen, es ist jetzt eine Phase, eine Entwicklungsphase und es wird besser werden.

00:23:32: Das kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen.

00:23:34: Es wird sich verändern auf jeden Fall, wenn man da auch fein hinguckt.

00:23:39: Wunderbar.

00:23:39: Ich habe, liebe Elif, Auch die Hoffnung, dass du im ersten Teil ganz genau mitgehört hast, als Katja Saalfrank gesagt hat, dass du ganz vieles auch schon ganz gut machst.

00:23:51: Das ist nämlich auch mal wichtig, dass für sich sozusagen die Dinge, die wir auch schon entschieden haben, die gehen auch schon in eine richtige Richtung, auf die man aufbauen kann, wie man darauf aufbauen kann, wie man den Perspektivwechsel vielleicht vollziehen kann, wie man Möglichkeiten geben kann.

00:24:08: die Autonomie gleichzeitig zuzulassen, aber dennoch den Raum nicht so groß zu machen, haben wir gerade nochmal besprochen.

00:24:14: Vielen Dank für diese tolle Frage und wir freuen uns, wenn du dich irgendwann nochmal meldest.

00:24:20: Ja, das wäre schön.

00:24:22: Und zum Abschluss nochmal einen Impuls, weil es so ganz konkret ja auch ist.

00:24:28: Sie sagen, sie wollen, sie ermutigen.

00:24:31: und sagen dann, mach das, was du toll findest, kann auch manchmal zur Überforderung führen oder auch dazu führen, dass man sich sehr alleine fühlt.

00:24:38: Deswegen hier nochmal wirklich der Gedanke auch ruhig eine eigene Meinung, die die Mutter hat, also die Elefant reinzugeben und zu sagen, mir gefällt das gut, gefällt's dir auch.

00:24:49: Also, dass man eher dieses Gemeinsame noch mal miteinander hat.

00:24:54: Also, vielen Dank für die Frage.

00:24:55: Wir freuen uns noch mal dazu zu hören.

00:24:57: Und eine schöne Woche für dich und für alle Hörer und Hörerinnen.

00:25:01: Für dich auch, liebe Katja.

00:25:03: Bis nächsten Montag.

00:25:04: Ciao.

00:25:05: Das war's für heute mit dem Familienrat mit Katja Saalfrank.

00:25:09: Vielen Dank fürs Zuhören.

00:25:11: Neue Folgen gibt es jeden Montag überall dort, wo es Podcasts

00:25:14: gibt.

00:25:15: Wenn es euch gefallen hat, freuen wir uns, wenn ihr den Familienrat mit Katja Saalfrank abonniert.

00:25:20: Weiter Empfehlt oder Bewertungen und Kommentare hinterlasst.

00:25:23: Wenn ihr auch eine Frage habt, dann schickt sie uns gerne an familienratetmitvergnügen.com.

00:25:30: Und nicht vergessen, es gibt keine schwierigen Kinder, sondern nur schwierige Situationen.

00:25:35: Und unser Ziel ist es, dass ihr mit denen nicht alleine bleibt, sondern dass ihr eure Fragen stellt und in Austausch geht.

00:25:41: Wir freuen uns sehr auf

00:25:42: euch.

00:25:43: Der Familienrat mit Katja Saalfrank ist ein Podcast von Mit Vergnügen.

00:25:47: Produktion und Redaktion, Amelie Kern.

00:25:50: Schnitt und Mix, Falk Andreas.

00:26:00: Untertitel im Auftrag des ZDF.

00:26:00: im Auftrag des ZDF.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.